Buchbesprechung
Favelli, Elena; Cavallo, Francesca:
Good Night Stories for Rebel Girls – 100 aussergewöhnliche Frauen. –
Aus dem Englischen von Birgitt Kollmann. - Hanser 2017/18, 2 Bände, auch als CD erhältlich
Empfohlen ab 12 Jahren
Band 1:
„An alle rebellischen Mädchen dieser Welt:
Träumt grösser, zielt höher, kämpft entschlossener und im Zweifelsfall merkt Euch:
Ihr habt recht.“ Band 2:
Band 2:
„Für die rebellischen Mädchen dieser Welt:
Ihr seid das Versprechen. Ihr seid die Kraft. Weicht keinen Schritt zurück. So kommen
alle voran.“
Diese beiden Appelle in Großbuchstaben an rebellische Mädchen sind den beiden Bänden vorangestellt.
In der Verlagsankündigung steht:
Jeder Band enthält „100 Geschichten über 100 beeindruckende Frauen, die die Welt bewegen – eine spannende Lektüre, illustriert von über 60 Künstlerinnen aus aller Welt.“
Die in Wort und künstlerischer Illustration auf zwei gegenüberliegenden Seiten präsentierten Frauen „sind ins All und über den Atlantik geflogen, haben den Erdball schon mit 16 Jahren umsegelt und bestiegen die höchsten Gipfel in Röcken. In allen Ländern und zu allen Zeiten gab es Frauen, die mutige Vorreiterinnen waren, neugierige Entdeckerinnen, kluge Forscherinnen und kreative Genies. Herrscherinnen, die unter widrigsten Umständen ihre Länder regierten, Aktivistinnen, die gegen Ungerechtigkeit protestierten, Wissenschaftlerinnen, die unbekannte Pflanzen und gefährliche Tiere erforschten.“ Beide Bände versammeln „100 inspirierende Geschichten über beeindruckende Frauen, die jedem Mädchen Mut machen, an seine Träume zu glauben.“
Die Protagonistinnen erbringen Leistungen in den Naturwissenschaften einschließlich Medizin sowie in Berufen von Kunst und Musik. Frauen bekleiden hohe und höchste Ämter in Politik und Gesellschaft. Frauen sind erfolgreiche Journalistinnen und Schriftstellerinnen. Im Extrem-Sport, bei Entdeckungen, Weltumseglungen und Flügen um die Erde in der Vergangenheit und in der Gegenwart bestehen Frauen erfolgreich die Herausforderungen. Dazu gehören auch die Friedensaktivistinnen und Frauen in Widerstand und Revolution, wie diese im zweiten Band dokumentiert werden. Auch die Lebensbeschreibungen von Handwerkerinnen wurden in die Sammlung des zweiten Bandes aufgenommen.
Der erste Band beginnt mit der Lebensbeschreibung der ersten Frau, die sich mit Gedanken zur Erstellung einer Rechenmaschine - dem heutigen Computer – befasste: Ada Lovelace. Auch die beeindruckende Lebensbeschreibung der blinden und taubstummen Schriftstellerin und Akademikerin Helen Keller fehlt nicht in dieser Sammlung.
Der Bogen reicht zudem bis zur Frauenrechtlerin aus Saudiarabien, die sich für das Autofahren von Frauen einsetzt. Ihr Name ist Manwal Al-Sharif. Ihr Motto lautet: „Geht raus und fahrt einfach los“ (S. 116). Nebenbei, sie wird als einzige Frauenrechtlerin angeführt.
Ein anderes Thema ist die gleiche Bezahlung von Tennisspielerinnen und Tennisspielern, welche Billie Jean King (2. Band) erreichte. In anderen Sportarten wurde dieses Ziel noch nicht erreicht.
Die Autorinnen sind Elena Favelli und Francesca Cavallo. Beide wuchsen in Italien auf. 2011 tat sich Francesca Cavallo mit Elena Favelli zusammen. Sie leben in Venice im US-Bundestaat Kalifornien.
Elena Favelli ist preisgekrönte Journalistin und Medienunternehmerin. Francesca Cavallo ist Schriftstellerin und Theaterregisseurin, deren preisgekrönte Stücke in ganz Europa inszeniert wurden.
Die Inhaltsverzeichnisse enthalten neben der Berufsbezeichnung oder Funktion die Namen der Protagonistinnen in der alphabetischen Reihenfolge der Vornamen. Aus meiner Sicht wird dadurch eine gezielte Suche erschwert. Die Namen sind rot gedruckt. Das Land, aus dem die jeweilige Frau kommt, wird hier nicht genannt.
Die beiden Bücher enthalten jeweils zwei Register. Das erste Register führt mit der Überschrift „Ruhmeshalle der Rebellinnen und Rebellen“ die Unterstützer, die per Crowdfunding - mit dem höchsten Unterstützungsbetrag - als Kickstarter für dieses Buch eintraten. In dem zweiten Register werden die Illustratorinnen aus aller Welt alphabetisch nach den Nachnamen mit der Angabe des Landes – in Rot gedruckt - genannt. Auf den Illustrationen selbst steht auch der Name der Künstlerin.
Die Ausstattung des Buches ist aufwendig und ansprechend gestaltet. Jede Lebensbeschreibung – sie wird kurz gehalten - erscheint auf zwei gegenüber liegenden Seiten. Auf der linken Seite wird der Text in zwei Spalten gegliedert. Über dem Text erscheint in Rot gedruckter Schrift der Name der Protagonistin und darunter in kleinerer Schrift die Berufsbezeichnung.
Am Ende des Textes befindet sich ein – auch in roten Buchstaben gedruckt – Lebensmotto der betreffenden Frau. Unter einem gelben Strich erscheinen die Lebensdaten mit der Angabe des Landes. Dem Text wird jeweils eine ganzseitige poppige, reizvolle bis schrille Illustration der betreffenden Frau beigefügt.
In den zweiten Band nahmen die beiden Autorinnen vor allem viele Lebensgeschichten auf von außergewöhnlichen Frauen, die ihnen von anderen Frauen genannt wurden.
Gewünscht hätte ich mir Hinweise auf weiterführende Literatur bezüglich der aufgeführten Frauenleben. Gern hätte ich auch über das Leben der Künstlerinnen etwas erfahren. Vielleicht wird das ein eigener Band.
Diese Sammlung von Lebensbeschreibungen aktiver und erfolgreicher Frauen – manchmal in Bereichen, die ihnen vielfach verschlossen waren und auch heute noch hin und wieder sind – ist auf jeden Fall anregend und inspirierend und Mut machend, nicht nur für junge Mädchen, die vor der Wahl ihres – ersten - Berufes stehen.
Gisela Kordes, 04.09.2019
(2. Vors. der Gruppe Kiel des Deutschen Akademikerinnenbundes, vorher Mitglied im ABH/Hamburg)