Laetitia Colombani
Das Haus der Frauen
Roman S. Fischer Verlag 2020
Die Institution des Frauenhauses, wie wir sie seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts kennen, hatte in Europa Vorläufer mit einem etwas anderen Ansatz. Über Jahrhunderte waren es katholische Frauenklöster, die in Not geratenen Frauen halfen.
Auf diesem Vorbild baute die Schweizerin Blanche Peyron, eine der „Soldatinnen“ der Heilsarmee, auf, als sie zusammen mit ihrem Mann Albin 1926 unter gewaltigen Anstrengungen in Paris ein Haus für irgendwie gestrandete oder aus ihrer Lebensbahn geworfene Frauen, die auf der Straße lebten, eröffnete.
Die Autorin hat diesen historischen Hintergrund romanhaft mit der Gegenwart verwoben. Die Protagonistin des Romans, Solène, eine erfolgreiche Anwältin in einer Pariser Großkanzlei, gerät in eine Lebenskrise, als sich ihr Mandant nach einem verlorenen Prozess das Leben nimmt. Um ihre Depressionen zu bekämpfen, rät ihr der Arzt, sich ehrenamtlich zu betätigen. Sie entscheidet sich an Hand einer Liste für die einmal wöchentliche Tätigkeit eines „öffentlichen Schreibers“ im „Palast der Frau“ in der Rue Faidherbe von Paris, ohne eigentlich zu wissen, was der „Palast der Frau“ ist. Ihre Hochs und Tiefs bei dieser Tätigkeit und ihre Einblicke in eine ihr bis dahin völlig unbekannte Lebenswelt, bilden den zweiten Strang der Romanerzählung.
"Das Haus der Frauen“ ist ein leicht lesbares, mitreißendes Buch, welches viele Einblicke in ein soziales Umfeld gibt, das sehr vielen Menschen unbekannt sein dürfte.
Es lohnt sich schon deswegen, das Buch zu lesen. (Es gibt auch eine Hörbuchversion. S. Fischer Verlag 2020)