Fränzi Kühne
„Was Männer nie gefragt werden.
Ich frage trotzdem mal.“
Fischer Verlag 2021
Als die staatlich verfügte Frauenquote das Männerkartell in den Führungspositionen der Aufsichtsräte und Vorstandsmitglieder aufweichte, mussten diese Unternehmen notgedrungen nach für diese Jobs qualifizierten Frauen Ausschau halten. So auch der Freenet Konzern, der die junge, erfolgreiche Mitgründerin und Unternehmerin einer Social Media Agentur Fränzi Kühne 2017 in seinen Aufsichtsrat berief.
Die Presse war sofort mit Interview-Anfragen bei Fränzi Kühne vorstellig. Sie war für die Presse eine Exotin. – Im Nachhinein betrachtet war schon das etwas, wo frau fragt, würde jeder Mann, der in eine solche Position gewählt wird, diese Beachtung oder besser Neugier erfahren? Seine Wahl wäre höchstens eine Zeile in einem Fachmagazin wert.
Aber alles hat zwei Seiten. Auch in so einem Fall. Es geht nicht nur das Signal der Neugier davon aus, sondern auch das Signal, auch Frauen können das. Und das ist sehr positiv im Sinne der Gleichberechtigung zu bewerten.
Fränzi Kühne stellte schnell fest, dass ihr weniger Fragen zu ihren wirtschaftlichen Qualifikationen und ihren Vorstellungen zu der neuen Aufgabe gestellt wurden, sondern Fragen zu ihrem modischen Aussehen, der Betreuung ihrer Kinder, was Frauen anders machen oder z.B. ob sich Frauen nicht oft selbst im Wege ständen. In Gesprächen erfuhr sie, dass andere Frauen in ähnlichen Positionen auch nur mit solchen Fragen konfrontiert wurden und beschloss, eben diese Fragen auch einmal an Männer zu stellen, nachdem sie herausfand, dass Männer in ihrem Bekanntenkreis verständnislos darauf reagierten, ob sie so etwas schon einmal gefragt worden wären.
Das war die Geburtsstunde des Buches.
Fränzi Kühne kristallisierte diese nicht beruflich orientierten Fragen aus den Interviews heraus, erstellte einen Fragebogen, schrieb an 50 männliche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aller Berufsgruppen, ob sie zu einem Interview bereit wären und bekam von 22 Männern Zusagen. Wegen Corona fanden diese Interviews digital oder schriftlich statt.
Sie bündelte die Antworten nach Fragen, nicht nach Interviewten.
Ergebnis: Die Männer waren zum Teil über die Fragen überrascht, fanden an vielen Fragen anfangs nichts komisch, stellten dann aber unisono fest, dass sie so etwas nie gefragt worden waren, kamen ins Nachdenken.
Letzteres ein wichtiger Schritt um zu erkennen, dass dort eine subtile Art des Fehlens von Gleichberechtigung vorliegt. Alte Frauenbilder schwingen darin mit und zeigen, dass sie noch lange nicht überwunden sind.
Ein besonderes Buch!